Zukunftsgespräche mit einem Bundestagsabgeordneten

Am Montag, den 10. August 2020, erhielt AMO GmbH den Besuch von Rudolf Henke, Mitglied des Deutschen Bundestages.

Henke – Arzt und Präsident der Ärztekammer Nordrhein – sitzt seit 2009 im Bundestag, direkt gewählt für die Stadt Aachen mit der Christlich-Demokratischen Union (CDU). Er ist unter anderem ordentliches Mitglied im Gesundheitsausschuss und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung.

Max Lemme und Rudolf Henke vor dem AMO-Gebäude.

Max Lemme (links) und Rudolf Henke (rechts) vor dem AMO-Gebäude.

Ein wichtiges Gesprächsthema bei seinem Besuch war die Clusters4Future-Initiative und insbesondere der Cluster NeuroSys, der von Prof. Max Lemme koordiniert wird. Ziel von NeuroSys ist es, die Region Aachen als weltweit führenden Standort für Forschung, Entwicklung und Innovation von neuromorpher Hardware für künstliche Intelligenz zu etablieren, und in der Region alle Kompetenzen und Infrastrukturen zu bündeln, die für die Entwicklung zukünftiger europäischer KI-Hardware erforderlich sind.
Künstliche Intelligenz (KI) dominiert bereits heute auf algorithmischer Ebene Bereiche wie Computer Vision und Sprachverarbeitung, und ihre Rolle in unserem Alltag wird in Zukunft weiter wachsen. Es wird jedoch immer deutlicher, dass traditionelle Computerhardware bei KI-Anwendungen an inhärente Grenzen stößt und dass Anwendungen wie autonomes Fahren, personalisierte Gesundheitsfürsorge, intelligente Städte und Arbeit 4.0 innovative Hardwarekonzepte erfordern werden.
Der Bedarf an neuer KI-Hardware wird umso deutlicher, wenn man den Energieverbrauch und den CO2-Fußabdruck im Zusammenhang mit der KI betrachtet: Das Training eines großen neuronalen Netzwerks emittiert heute so viel CO2 wie fünf Autos in ihrem gesamten Lebenszyklus [1]. Das Ziel von NeuroSys ist es, die exzellente Grundlagenforschung in Aachen und am Forschungszentrum Jülich zu neuromorphen Materialien, Bauelementen und Algorithmen in die technologische Basis für eine neuro-inspirierte Hardware zu verwandeln, und damit einen Sprung in der Energieeffizienz zu ermöglichen.
Den Nukleus der NeuroSys Initiative bilden die RWTH Aachen, das Forschungszentrum Jülich und die AMO GmbH, aber die Initiative geht weit über diese Forschungseinrichtungen hinaus. NeuroSys ist eng in der Stadt und der Region Aachen verankert und umfasst zahlreiche lokale High-Tech Gründungen, lokale Unternehmen und internationale Konzerne mit Entwicklungslaboren in der Region.
„Es ist ermutigend, mit einem so sachkundigen und sachlichen Repräsentanten unserer Demokratie über die Zukunft zu diskutieren“, so Lemme nach dem Besuch von Henke. „Es ist klar, dass Deutschland im immer härter werdenden globalen Wettbewerb nur dann mithalten kann, wenn es in der Lage ist, eigene KI-Hardware zu entwickeln und einzusetzen. Der globale Wettbewerb ist extrem hart, aber ein vereintes Europa hat die Fähigkeiten, die Ressourcen und meiner Meinung nach auch die Verantwortung, bei neuromorpher Hardware für die KI weltweit führend zu sein. Wir müssen uns nämlich nicht nur die Frage nach der KI Technologie stellen, sondern auch nach deren ethischen und sozialen Implikationen. Wo und wie soll KI angewendet werden? Wie gelingt eine positive Transformation zu einer Gesellschaft, in der Maschinen zunehmend Aufgaben übernehmen? Wie schaffen wir es, dabei soziale Gerechtigkeit zu erhalten? NeuroSys will für alle diese Forschungsfragen der Nukleus sein“.
[1] E. Strubell, A. Ganesh, and A. McCallum, Energy and Policy Considerations for Deep Learning in NLP, arXiv:1906.02243 (2019).